Anhang 1

 

Lebensstationen der Henriette Schneider

(aus dem Tagebuch herausgelesen)

Henriette Schneider wurde am 15. September 1872 in Rostken, Kreis Lötzen geboren. Ihr Zuhause war 1913 der Bauernhof ihrer (verstorbenen) Eltern in Pammern (ca. 3 km von Rostken entfernt), wo auch ihre Schwester Anna mit ihrer Familie (Ehemann Wilhelm Woyczechowski, Kinder Lotte, Else, Karl, Lore) wohnten.

Henriette Schneider war nicht verheiratet und hatte schon seit 1893 ein Tagebuch geführt. Heute noch erhalten sind ihre Aufzeichnungen ab dem 1. Juli 1913. Ihre früheren Tagebücher (20 Jahrgänge) sind im ersten Weltkrieg verloren gegangen, als die Russen Pammern besetzt hatten.

Von 1916 bis an ihr Lebensende 1947 wohnte Henriette Schneider zusammen mit der Familie ihrer Schwester Anna, der Lehrerfamilie Woyczechowski. Sie half ihrer Schwester im Haushalt, insbesondere bei der Betreuung der vier Kinder.

 

1906 – April 1914, Berghof, Kreis Lötzen

Henriette Schneider ist Haushälterin bei Herrn von Streng, Besitzer des Gutes Berghof bei Neuhoff (Kirchspiel Neuhoff), bis zur Heirat des Herrn von Streng.

Kontaktpersonen:

Familie Homm, Lötzen,

Familie Kemke, Widminnen,

Familie Heumann, Klein Gablick,

Familie Borkowski (Borko), Königsberg,

Dr. Pfeifer, Arzt.

 

Mai 1914 – August 1914, Lötzen

Haushaltshilfe bei der Familie Homm in Lötzen. Frau Homm stammt vom Gut Berghof (Schwester von Herrn v. Streng). Sie war oft krank und benötigte Hilfe bei der Betreuung ihrer kleinen Kinder Ernst (*16.1.1912) und Dore (*15.11.1913). Herr Homm war Amtsgerichtsrat in Lötzen, im ersten Weltkrieg Kriegsgerichtsrat. In Lötzen pflegte Henriette Schneider engen Kontakt zur Familie Rievers.

August 1914 - März 1915,  Flucht im 1. Weltkrieg

Am 31. 7. 1914 flüchtete Henriette Schneider mit Frau Homm und ihren kleinen Kindern Ernst und Dore vor den Russen, zunächst nach Königsberg zur Familie Borkowski.
Am 23. 8. 1914 fuhren sie mit der Bahn von Königsberg über Berlin und Magdeburg zur befreundeten Familie des Pfarrers Eiselen nach Westdorf bei Aschersleben (Sachsen-Anhalt).
Das Wohnhaus in Pammern wurde im Krieg bei der russischen Besetzung geplündert. Dabei sind Henriettes Tagebücher 1893–1913 verloren gegangen.

März 1915 – April 1918, Lötzen

Nach der Rückkehr aus Westdorf im März 1915 wohnte Henriette Schneider zunächst als Gast bei der Familie Homm. Im August 1915 mietete sie ein eigenes Zimmer in Lötzen, wo sie mit den vier Kindern (Lotte, Else, Karl, Lore) ihrer Schwester Anna wohnte, nachdem diese von der Flucht nach Neustettin (Pommern) zurückgekehrt waren und die Kinder dadurch in Lötzen höhere Schulen (Lyzeum, Gymnasium) besuchen konnten. Im März 1916 zog Henriette Schneider mit den Kindern in eine eigene Wohnung in Lötzen. Die Eltern der Kinder wohnten zuerst in Pammern, später in Talken, wo der Vater Wilhelm Woyczechowski Dorfschullehrer war.

Kontakte in der Lötzener Zeit:

Familie Homm, Lötzen,

Familie Rievers, Lötzen,

Familie Kemke, Widminnen,

Familie Müller, Lötzen; 1926 nach Pillau umgezogen,

Frau Dr. Meiner, Lötzen, Bethanien, ab 1917 Bern, Schweiz,

Familie Eiselen, Pfarrer in Westdorf bei Aschersleben, Sachsen-Anhalt,

Familie Möller, Gutsbesitzer in Junkerken bei Tolksdorf, Kreis Rastenburg.

 

April 1918 – September 1937, Mrossen, Kreis Lyck

Nachdem Wilhelm die Lehrerstelle in Mrossen (ab 1938 Schönhorst, Kreis Lyck, ca. 4 km von Lyck entfernt am Sellment-See gelegen) bekommen hatte, zog Henriette Schneider von Lötzen nach Mrossen zur Familie ihrer Schwester Anna, die dort im Schulhaus wohnte. Sie half ihrer Schwester im Haushalt und in der Landwirtschaft. Besonders kümmerte sie sich um die Schulkinder Lotte, Else, Karl und Lore.

Wegen der guten Bahnverbindung von Mrossen nach Lyck (Kleinbahn) konnten die Kinder höhere Schulen (Gymnasium, Lyzeum) in Lyck besuchen. Die Familie nutzte oft auch die nahe Verbindung zur Eisenbahn in Sybba (ab 1938 Walden), ca. 3 km von Mrossen
entfernt.

Von Mrossen aus besuchte Henriette Schneider oft die Familien Homm und Rievers in Lötzen, die Familie Kemke in Widminnen und wiederholt die Familien Möller in Junkerken (Kreis Rastenburg) und Heumann in Klein Gablick.

In Mrossen erlebte Henriette Schneider bedeutende politische Ereignisse (Revolution in Russland November 1917, Revolution in Deutschland November 1918, Ende des ersten Weltkriegs, Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919, Gründung der Weimarer Republik 1919, Inflation 1922/23, Erstarken der Nationalsozialisten, Hitlers Machtergreifung im Januar1933)

Nach Wilhelms Pensionierung am 1. 4. 1933 verließ die Familie Woyczechowski das Schulhaus und zog in Mrossen in ein Haus neben der Wedig-Mühle. Henriette Schneider und die Familie Woyczechowski pflegten engen Kontakt zu vielen Einwohnern von Mrossen. Bemerkenswert sind die im Tagebuch erwähnten häufigen Skatrunden.

Neue Kontakte in der Mrossener Zeit:

Familie Welitz, Lehrer in Lyck; ab 1926 in Allenstein,

Familie Willimzig, Hofbesitzer und Nachbarn in Mrossen, Skatbruder,

Familie Mühlenberg, Lehrer in Seliggen, ab April 1932 in Skomatzko,

Herr Seefeld, Lehrer aus Berlin,

Herr Seidenstücker, zweiter Lehrer in Mrossen,

Familie Joswig, ab 1933 Lehrer in Mrossen, Nachfolger von Wilhelm Woyczechowski,

Herr Schmiedt, Lehrer in Mrossen, Nachfolger von Herrn Seidenstücker,

Familie Wedig, Mühlenbesitzer in Mrossen, Skatbruder,

Familie Pietrzeniuk, Hofbesitzer, Skatbruder,

Familie Gansa, Skatbruder,

Familie Knispel, ab 1935 Landrat in Lyck.

 

September 1937 – Juli 1944, Lyck

Am 1. September 1937 zog Henriette Schneider mit der Familie Woyczechowski nach Lyck,
wegen der Vorzüge des Lebens in der Stadt (Einkaufen, Bahnverbindung, Kino). Dort erlebten sie hautnah den Einmarsch der Wehrmacht in Polen am 1. September 1939 (Beginn des zweiten Weltkriegs).

Neue Kontakte in Lyck:

Familie Fiedler, Wohnungsnachbarn,

Herr Stöbbe, Skatbruder,

Frau Diesing (ab Juni 1942).

 

Juli 1944 - März 1945, Flucht aus Ostpreußen im 2. Weltkrieg

Am 31. 7. 1944 verlassen Henriette, Anna und Wilhelm auf Anordnung Lyck, wegen der heranrückenden Ostfront. Sie kommen per Bahntransport Freiwalde (Kreis Mohrungen) und werden dort einquartiert.

Am 4. 11. 1944 Weitertransport nach Saßnitz auf Rügen, dort Einquartierung zuerst in der Villa Seeblick, dann im Wilmshaus.

Am 26. 3. 1945 mit Anna, Wilhelm, Else und Lore organisierter Bahntransport von Saßnitz über Rostock, Güstrow, Schwerin, Dannenberg, Uelzen nach Celle. Unterbringung in Wietze bei Celle.

 

März 1945 – Juni 1947, Wietze bei Celle

Am 30. 4. 1946 wurde Henriette Schneider wegen Bauchbeschwerden in das Krankenhaus in Celle eingeliefert. Sie wurde am 4. 6. operiert, am 13. 7. aus dem Krankenhaus entlassen und kam wieder „nach Hause“ nach Wietze.

Vom 9. 9. bis 12. 10. 1946 war sie wegen erneuter Beschwerden im Krankenhaus in Wietze zur Bestrahlungsbehandlung.

Am 26. 4. 1947 wurde Henriette Schneider in das Krankenhaus in Schwarmstedt eingeliefert, wo sie am 14. 6. 1947 verstarb. Sie wurde am 16. 6. 1947 auf dem Schwarmstädter Friedhof beigesetzt.

 

Kennkarte der Henriette Schneider 1944

Quelle: Beilage im Tagebuch